Bundespräsident Gauk um Schlichtung angerufen

Obelisken-Streit: CDU-Politiker schreiben Brief an Bundespräsidenten

Schloß Holte-Stukenbrock. Im Streit um das Anbringen einer roten Fahne auf dem Obelisken des sowjetischen Ehrenfriedhofs in Stukenbrock-Senne hoffen die heimischen CDU-Vertreter auf Hilfe von höchster Stelle. In einem Brief an Bundespräsident Joachim Gauck bitten sie um dessen Vermittlung.

Wie berichtet, soll eine rote Fahne als Glasplastik auf den Obelisken gesetzt werden. Die vom russischen Generalkonsul Jewgenij Schmagin verkündete Absicht sieht im Gegenzug vor, zusätzliche orthodoxe Kreuze aufzustellen. Dagegen regte sich Widerstand in der Bevölkerung und bei den CDU-Vertretern.

Gemeinsam haben die direkt gewählten Abgeordneten der Region, Europaparlamentarier Elmar Brok, Bundestagsabgeordneter Carsten Linnemann, Landtagsabgeordneter André Kuper, Bürgermeister Hubert Erichlandwehr sowie CDU-Stadtverbandsvorsitzender Klaus Dirks einen Brief an Gauck verfasst. Darin heißt es: „Wird nun gegen den Willen der örtlichen Bevölkerung und eines Großteils der Angehörigen der Kriegstoten die rote Fahne auf dem Obelisken errichtet, so steht zu befürchten, dass weite Teile der Bürgerinnen und Bürger sich künftig weigern werden, den Ehrenfriedhof zu betreten und dort der Toten und der Gräueltaten dort vor Ort zu gedenken.“ Dies hielten die CDU-Politiker im Sinne einer notwendigen Erinnerungskultur für destruktiv. Anlass des Schreibens sei auch die Aussage Gaucks während einer Buchvorstellung im vergangenen Jahr in Verl gewesen, nach der er gerade wegen seiner persönlichen Erfahrungen froh sei, nicht mehr Symbolen des stalinistischen Regimes ausgesetzt zu sein.

Die Christdemokraten weisen darauf hin, dass der Obelisk in der heute bestehenden Form samt Kreuz seit 1988 unter Denkmalschutz steht. Sowohl der Stadtrat von Schloß Holte-Stukenbrock als auch die Bezirksregierung sprachen sich gegen den Austausch des Kreuzes durch eine rote Fahne aus.

„Der Abbau eines christlichen Symbols und dessen Ersatz durch eine rote Fahne ausgerechnet auf einem Friedhof erscheint den meisten Bürgerinnen und Bürgern vor Ort als nicht hinnehmbar“, schreiben die Unterzeichner. Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund der stalinistischen Gräueltaten. Ferner stieße vielen Bürgern unangenehm auf, dass die Stadt Schloß Holte-Stukenbrock und der Kreis Gütersloh nicht an der Kompromissfindung beteiligt worden sei, obwohl der Ehrenfriedhof auf ihrem Gebiet liegt.

Kritik komme auch von Oliver Nickel, Vorsitzender des Fördervereins der Dokumentationsstätte Stalag. Nach seiner Einschätzung würde es für viele Angehörige und Besucher nur schwer zu ertragen sein, dass ihre Toten wieder vor der roten Fahne begraben liegen. Elmar Brok weist darauf hin, dass der Sowjetstern bereits auf den Grabsteinen angebracht ist. „Damit sollte es dann genug sein mit den Symbolen der Unfreiheit“, sagte Brok.

Der Europaparlamentarier verweist auf prominente Unterstützung aus dem Ausland. So haben ihn der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves und der lettische Ministerpräsident Valdis Dombrovskis schriftlich darauf hingewiesen, dass sie gegen die Aufstellung von Symbolen der Sowjets, die für Terror stünden, seien. In Lettland sei dies wie bei Nazi-Symbolen verboten. Soldaten dieser und anderer Länder, die zwangsweise Teil der Sowjetunion waren, sollten deshalb nicht heute erneut diesen Zeichen posthum unterworfen werden.