22 Jun André Kuper zur aktuellen Corona-Situation im Kreis Gütersloh
Der exponentielle Ausbruch des Corona-Virus bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat für mich seit der Bekanntgabe der ersten positiv Getesteten, am Mittwoch letzter Woche, höchste Priorität. Trotz der beginnenden Plenarwoche und einiger laufender Großprojekte,
permanent, meistens bis Mitternacht befinde ich mich im Austausch mit Landrat Sven-Georg Adenauer, den Bürgermeistern, den Spitzen der Landesregierung, den Kolleginnen und Kollegen MdB Ralph Brinkhaus, MdL Raphael Tigges sowie MdEP Dr. Peter Liese und Axel Voss, sowie Vertretern der Kreisbehörden, um bei der Bewältigung der Epidemie in meinem Wahlkreis zu helfen.
Persönlich bin ich schockiert und betroffen. Das gesamte Ausmaß ist aktuell so langsam zu erfassen, aber ständig gibt es weitere Hiobsbotschaften und Erkenntnisse, die direktes, zielgenaues, aber auch weitsichtiges Handeln einfordern.
Für mich und meine Familie, wir haben unseren Wohnsitz in Rietberg, sowie für alle Menschen und Betroffenen hier im Kreis Gütersloh sowie den angrenzenden Kreisen, sind diese Entwicklungen ein herber Schlag. Wir alle waren froh und dankbar, über die langsam einkehrende Normalität, die sich in der bisherigen positiven Entwicklung der Fallzahlen widergespiegelt hat.
Jetzt aber haben wir einen Corona-Hotspot, hier bei uns in der Region. Das ist unendlich schlimm. Über 1.500 Menschen sind positiv getestet, erkrankt, brauchen unsere Hilfe und Unterstützung in praktischer wie auch psychischer Hinsicht. Ihnen gilt mein besonderes Engagement in dieser traurigen Situation.
Wenn auch die umgehende Schließung der Kindergärten und Schulen zu großem Unmut in der Bevölkerung geführt hat, so ist es dennoch die beste Alternative. Leider sind bereits auch Kinder erkrankt. Was hätten wir alle davon, uns ein paar weitere Tage in Normalität, sowie Sicherheit zu wähnen, aber dann käme das große Erwachen mit Infektionen in der gesamten Bevölkerung. Ziel muss die schnellstmögliche Unterbrechung der Infektionsketten sein und damit die Verhinderung weiterer Erkrankungen.
Und ja, Verständnis habe ich auch für den Unmut der Menschen, dass ihre Planungen für die Sommerferien auf dünnem Eis stehen – weiß doch niemand aktuell, wie es weitergeht – doch auch diese Sorgen sind vergleichsweise klein, wenn ich insbesondere an die erkrankten Menschen denke, die sich leider bereits jetzt in unseren Krankenhäusern befinden oder auf den Intensivstationen um ihr Leben ringen.
Rückschläge sind immer schwer zu verkraften, dennoch sollten wir alle mit dem Bewusstsein weitermachen, dass es sich hier eben nicht um den viel beschriebenen Schnupfen handelt, sondern um ein absolut aggressives Virusgeschehen, für das es noch keine wirksame Medikation gibt.
Wir waren auf einem guten Weg – ja, mit Disziplin und Verantwortung der Menschen hier. Jetzt aber müssen all unsere Bemühungen intensiviert werden, um eine Weiterverbreitung zu stoppen und einen regionalen Lockdown für den Kreis Gütersloh zu verhindern.
In diesen Tagen rücken aber unweigerlich auch die Arbeitsbedingungen bei der Firma Tönnies in den Fokus.
Wir haben in unserer ländlichen Region immer den Ausgleich gesucht – von Menschen und Tier, von Arbeit und Leben. Wir alle sehen spätestens jetzt und in aller Deutlichkeit, dass dies aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Aus dieser Lage ergeben sich unzählige Fragen, auch solche, die unsere Werte berühren.
Ebenso herausfordernd wird es natürlich sein, die Anliegen der Landwirte zu berücksichtigen, dazu die grundsätzlich extrem divergenten, grundverschiedenen Situationen, der betroffenen Menschen aus unzähligen Ländern in einen Konsens zu bringen und den Verbraucher ebenfalls zu sensibilisieren, beim Einkauf eben nicht nur auf ‚viel‘ und ‚billig‘ zu schauen.
Wenn wir zukunftsfähig sein wollen, müssen wir zurückkehren zu den Stärken und Werten, die unsere Region erfolgreich gemacht haben: verantwortungsvolles und maßvolles unternehmerisches Handeln. Das zeigen mir auch viele Reaktion und Gespräche mit Bürgerinnen und Bürger. In diesem Augenblick aber bitte ich Sie und Euch alle eindringlich: Gemeinsam achtsam zu bleiben, Abstand zu wahren, direkte Kontakte zu reduzieren und die Hygieneregeln zu beachten. Für unser aller höchstes Gut, die Gesundheit.