27 Aug Feierliche Eröffnung des „Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen“
Mit einem feierlichen Festakt habe ich als Vorsitzender des Kuratoriums „Haus der Geschichte NRW“ gemeinsam mit unserem Ministerpräsident Armin Laschet die Jubiläumsausstellung im Behrensbau an der Rheinuferpromenade in unmittelbarer Nähe des Landtags und der Staatskanzlei eröffnet.
Vor mehr als dreieinhalb Jahren haben wir im Landtag fraktionsübergreifend beschlossen, ein „Haus der Geschichte“ für unser Bundesland zu errichten. Als Landtagspräsident und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung habe ich anschließend das Projekt federführend vorangetrieben und die ständige politische Abstimmung sowie den Ausgleich unter den Fraktionen herbeigeführt. Es war mir eine große Freude, bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung anlässlich des Landesgeburtstags zahlreiche Gäste zu haben, die in der Geschichte und Gegenwart Nordrhein-Westfalens eine wichtige Rolle gespielt haben. Dazu habe ich folgende Festrede gehalten:
„…In dieser Woche schauen wir Menschen in Nordrhein-Westfalen auf die inzwischen 75-jährige Geschichte unseres Landes zurück. Wir erinnern an die Anfänge unserer heutigen, parlamentarischen Demokratie – errichtet ab 1946 aus den Trümmern der NS-Diktatur. Wir denken an Ereignisse vergangener Jahre und Jahrzehnte, die unser Miteinander in Nordrhein-Westfalen im Guten wie im Schlechten geprägt haben.
Und wir denken nicht zuletzt auch an ganz persönliche Erlebnisse, die wir mit unserer Heimat Nordrhein-Westfalen, mit unserem Leben im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland verbinden. Die Geschichte Nordrhein-Westfalens und die Geschichten seiner Menschen sind so vielfältig wie unser Land selbst. Sie sind es wert, erinnert, erzählt und weitererzählt zu werden.
Als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen“ ist es mir eine große Ehre, heute zahlreiche Persönlichkeiten begrüßen zu dürfen, deren politisches Leben aufs Engste mit der Geschichte und Gegenwart Nordrhein-Westfalens verbunden ist.
So ist es mir eine große Freude, den heutigen Ministerpräsidenten Armin Laschet sowie den früheren Ministerpräsidenten Professor Dr. Jürgen Rüttgers zu begrüßen. Seien Sie uns herzlich willkommen!
Und ich freue mich, dass heute auch die Ehefrau unseres früheren Ministerpräsidenten, Frau Karin Clement unter uns ist!
Ich begrüße ebenso mit großer Freude den früheren Präsidenten des Europäischen Parlaments und heutigen Präsidenten des europäischen Hauses der Geschichte, Professor Dr. Hans Gert Pöttering.
Und auch zwei meiner Amtsvorgänger nehmen heute Vormittag teil: Ich begrüße herzlich Eckhard Uhlenberg und Carina Gödecke sowie weiterhin Angela Freimuth und Oliver Keymis aus dem heutigen Präsidium des Landtags.
Und ich begrüße ausdrücklich alle Mitglieder des ersten und des heutigen Kuratoriums der Stiftung und bedanke mich bei Ihnen speziell für die konstruktive wie überparteiliche Zusammenarbeit. Alle Mitwirkenden an diesem großartigen Projekt wissen: Es war sinnbildlich ein beschwerlicher Weg, bis wir die Eingangspforte des Hauses erreichen konnten.
Ideen und Anregungen für ein Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen gab es im landespolitischen und im wissenschaftlichen Raum bereits seit vielen Jahren und sogar Jahrzehnten. Davon könnten einige der Anwesenden mit Sicherheit erzählen, aber das würde allein schon Bände füllen. Wiederholt wurden Anläufe unternommen, ein ebensolches Haus zu errichten.
Dass wir heute nun die Türen zur ersten Ausstellung im Behrensbau aufschließen können, ist verschiedenen strategischen Ansätzen, aber insbesondere der engen Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Willen aller Mitwirkenden zu verdanken.
Daher erinnere ich gerne an wenige aktuelle Meilensteine auf dem Weg zum Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen: Am 18. Januar 2018, haben wir, nach vorheriger Verankerung im Koalitionsvertrag, im Landtag den richtungsweisenden, fraktionsübergreifenden Beschluss für ein „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen“ gefasst. Damit war der Weg für ein gemeinsames zielgerichtetes Verhalten von Landtag und Landesregierung in der Basis gegeben.
Im Plenarbeschluss von 2018 haben wir formuliert, mit dem Haus der Geschichte „das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger für das politische, soziale, ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Leben in Nordrhein-Westfalen zu fördern und fortzuentwickeln.“ Das Projekt solle, so die Zielvorgabe, „auf der Höhe der wissenschaftlichen Forschung“ umgesetzt werden.
Nach meinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen der zurückliegenden Monate bin ich fest überzeugt, dass die Stiftung „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen“ diesen Ansprüchen mehr als gerecht wird.
In den insgesamt 15 Sitzungen des Kuratoriums haben wir – unter wissenschaftlicher Begleitung – ab 2018 die konzeptionellen Grundlagen und einen Gesetzentwurf für die neue Landesstiftung erarbeitet. Die tägliche Arbeit wurde zunächst von einer Planungsgruppe von Historikern als Stabstelle bei mir der Landtagsverwaltung geleistet. Die politische Koordinierung und der politische Ausgleich war uns allen zu jeder Minute wichtig.
Mein Dank gilt daher allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen im Parlament und in der Landtagsverwaltung, die bereits in dieser frühen Phase durch ihre Mitarbeit, ihre Ideen und ihre Expertise wichtige Wegpunkte gesetzt haben.
Am 18. Dezember 2019 hat der Landtag dann das Gesetz zur Errichtung der ersten gemeinsamen Landesstiftung von Landtag und Landesregierung – der Stiftung „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen“ – verabschiedet.
Dieses Gesetz wurde getragen von einem breiten Konsens der Fraktionen und ist zugleich Ausdruck der engen Abstimmung zwischen Landtag und Landesregierung. Ich danke allen Beteiligten, dass wir auch diese entscheidende Etappe gemeinsam und im gegenseitigen Vertrauen überparteilich gegangen sind.
Vor anderthalb Jahren dann, am 12. Februar 2020, hat sich das neue Kuratorium bestehend aus uns Mitgliedern des Landtags, Mitgliedern der Landesregierung und Spitzenvertretern der beiden Landschaftsverbände konstituiert.
Einige Monate später folgten ein Wissenschaftlicher Beirat unter Vorsitz von Professor Dr. Karl-Rudolf Korte und ein Arbeitskreis gesellschaftlicher Gruppen unter Vorsitz von Klaus Hebborn. Für die stets konstruktive Zusammenarbeit und die Beiträge der Gremien gilt allen Mitwirkenden mein großer Dank.
Unser Kuratorium hat Anfang 2020 ein dreiköpfiges Präsidium mit dem Vorsitzenden Professor Dr. Hans Walter Hütter, mit Dr. Gabriele Uelsberg und Herrn Professor Heinrich Theodor Grütter einstimmig an die Spitze der Stiftung berufen. Diese drei sind es, denen wir die heute eröffnete Jubiläumsausstellung maßgeblich zu verdanken haben.
Sehr geehrter Herr Professor Hütter!
Sehr geehrte Frau Dr. Uelsberg!
Sehr geehrter Herr Professor Grütter!
Ihnen ist es gelungen, auf Basis der Vorarbeiten in 16 Monaten eine Jubiläumsausstellung zu erschaffen, die berührt, die im Gedächtnis bleibt und die schon jetzt sehr neugierig macht auf zukünftige Projekte der Stiftung.
Ich danke Ihnen und Ihrem wissenschaftlichen Team in der Stiftung für diese herausragende Leistung, explizit auch für Ihren Spürsinn bei der Suche nach Exponaten, die Landesgeschichte lebendig werden lassen!
Als die Planungen zum Haus der Geschichte und zur Jubiläumsausstellung begannen, konnte niemand ahnen, dass die heutige Eröffnung in eine Zeit größter Herausforderungen fällt. Die Flutkatastrophe in unserem Land, die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie und der staatliche Zusammenbruch Afghanistans mit seinen absehbaren Folgen auch für Nordrhein-Westfalen: Das sind drei der aktuellen Herausforderungen, die uns alle zutiefst bewegen.
Umso mehr ist die Jubiläumsausstellung zum 75. Landesgeburtstag auch als Mutmacher zu verstehen. Denn die Ausstellung rückt jene Herausforderungen in den Mittelpunkt, mit denen die Menschen in Nordrhein-Westfalen seit 1946 konfrontiert waren, und mit denen sie heute konfrontiert sind.
Dazu gehören der beschwerliche Aufbau und der Wiederaufbau unseres Landes in den ersten Nachkriegsjahren. Dazu gehören ebenso der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel, Generationenaufgaben wie die Integration von Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen, der Umwelt- und Klimaschutz, auch der Umgang unserer Gesellschaft mit Unglücken und Katastrophen. Die Jubiläumsausstellung zeigt damit: Die Geschichte der Demokratie in Nordrhein-Westfalens ist eine Geschichte der Herausforderungen.
Aber noch vielmehr ist sie eine Geschichte der Menschen, die sich gemeinsam – mit Mut, mit neuen Ideen und mit vereinter Kraft – den Herausforderungen ihrer Zeit gestellt haben.
Das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen ist damit ein Haus für die Gegenwart und für eine gute Zukunft unseres Landes. Wer weiß, wie sehr sich Generationen von Menschen seit 75 Jahren für ein gutes Leben und Zusammenleben in Nordrhein-Westfalen eingesetzt haben, der weiß den Wert unseres heutigen, demokratischen Miteinanders umso mehr zu schätzen.
Ich wünsche uns allen, dass möglichst viele Besucherinnen und Besucher das Haus der Geschichte und die nun zu sehende Jubiläumsausstellung als Einladung verstehen. Es ist die Einladung, sich selbst mit Land und Leuten, mit dem Entstehen und dem weiteren Werden unserer Demokratie zu befassen.
Schon mit der heutigen Eröffnung steht jedoch fest: So, wie sich die Geschichte Nordrhein-Westfalens immer weiter fortschreiben wird, so wird sich auch das Haus der Geschichte immer weiterentwickeln. Ich wünsche mir ein lebendiges Haus, das nie vollendet sein wird. Ein Haus, das Diskussionen anstößt, Debatten begleitet und Begegnungen von Menschen ermöglicht. Ein Haus, das neugierig macht, das inspiriert, und das vor allem zukünftige Generationen motiviert, selbst neue Kapitel der Landesgeschichte zu schreiben.
Wir im Landtag von Nordrhein-Westfalen werden die Arbeit der Stiftung an diesem Haus auch weiterhin eng und partnerschaftlich begleiten. Mit der heutigen Eröffnung der Jubiläumsausstellung ist ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zum Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen erreicht.
Lassen Sie uns diesen Weg auch weiterhin kreativ, mutig und motiviert und überparteilich beschreiten. Darauf freue ich mich schon heute sehr.“
Bilder: Schälte/Landtag NRW