Meine R(h)Einblicke für die Zeit vom 28. September bis 5. Oktober 2018

Freitag und Samstag, 28. und 29. September – Parlamentsnächte

Diese beiden Tage werden meine Frau Monika und ich so schnell nicht vergessen. Der 28.09. ist unser Hochzeitstag und wir verbringen ihn im Landtag bei den von mir angeregten ersten Parlamentsnächten. In einer besonderen Atmosphäre, bei einzigartigem Licht und einem Programm, das für alle Altersgruppen etwas bereithält. Am Freitag kommen 1750 Gäste in das Landesparlament, am Samstag sind es sogar 3350, die den 30. Geburtstag des idyllisch an der Düsseldorfer Rheinpromenade gelegenen Gebäudes feiern wollen. Damit haben wir gegenüber allen anderen bisherigen Angeboten einen Besucherrekord.

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Besuchern, aber auch den mitwirkenden Vereinen, Organisatoren, Künstlern, Verwaltungsmitarbeitern und politischen Fraktionen für ihr Engagement bedanken. Ich finde, wir haben die nordrhein-westfälische Landespolitik würdevoll vertreten und für die Bürgerinnen und Bürgern unser Haus angemessen vorgestellt.

Sonntag, 30. September:

Nach den Parlamentsnächten wirft eine aufregende Woche bereits ihre Schatten voraus. Wir fahren nach Schlesien, ins heute polnische Breslau. Dort treffen wir am Abend den Rektor der Universität Breslau, die mit rd. 36.000 Studenten bei etwa 3.500 Mitarbeitern eine der größten europäischen Universitäten ist. Breslau kann auf eine bemerkenswerte Geschichte und Entwicklung zurückblicken, Monika’s Mutter und Oma stammen aus Breslau. Heute ist Breslau – die Stadt der Brücken – eine europäische Weltstadt mit überaus modernen und weltoffenen Menschen. Nach unserem Eintreffen führt uns der Rektor durch die historischen Gebäude der Universität und lädt mich zu einem Eintrag in das Goldene Buch der Universität ein, der ich sehr gerne nachkomme.

Montag, 1. Oktober:

Heute wird mir eine große Ehre zuteil: Der Rektor der Universtät Breslau, Prof. Dr. Jezierski, hat mich eingeladen,  anlässlich des feierlichen Semesterbeginns sprechen. Viele Amtsträger aus der ganzen Welt sind als Gäste anwesend. Der polnische Vize-Wissenschaftsminister überreicht einen Sonderscheck über rd. 32 Mio Zlotty (rd. 8 Mio Euro). Direkt vor mir überreicht der Botschafter Österreichs ein Bundesverdienstkreuz. Es ist nicht leicht in dieser Zeit, in Polen die europäischen Werte hochzuhalten. Der Weg wird allerdings nicht leichter für ein partnerschaftliches Miteinander. In diesem Tenor habe ich meine Rede gehalten – mit dem Credo: Europa ist ein Gebilde des Friedens und wer Früchte ernten möchte, muss zuvor die Bäume pflanzen sowie regelmäßig pflegen…

Die Universität selbst ist mit seinen Studiengängen unwahrscheinlich groß – und multikulturell, was mir besonders imponiert hat. Allein im Chemiekurs vom Professor Jezierski sind bei 30 Studenten 25 verschiedene Herkunftsländer vertreten.

Anschließend geht es weiter nach Warschau. Dort sind wir beim Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in der Deutschen Botschaft. Mitausrichter ist in diesem Jahr das Land NRW. Gemeinsam mit unserem Ministerpräsidenten Armin Laschet, den Mitgliedern der Parlamentariergruppe „Polen, Mittel- und Osteuropa, Baltikum“ und des Europa-Ausschusses des Landtags sowie 1200 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft Polens nutzen wir die Möglichkeit, unser Bundesland in Polen zu präsentieren und interessante Kontakte zu knüpfen.

Anlass war nicht nur der Einheitstag, sondern auch das geschichtsträchtige Jahr 2018, in dem Polen das 100-jährige Jubiläum der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit feiert. Es war schön zu sehen, dass wir ein Zeichen für den Zusammenhalt in Europa setzen und als Brückenbauer dienen. Das Land Nordrhein-Westfalen ist mit Polen sehr verbunden.

Dienstag, 2. Oktober

Der zweite Termin in Warschau, kurz vor der Abreise nach Berlin, fußt auf dem Kino-Abend (Unser Film-Tipp: „Die Frau des Zoodirektors“) im Mai, den Monika als Vorsitzende der Städtepartnerschaft Rietberg-Oberglogau in der Cultura durchgeführt hat. In der Villa des Zoodirektors des Warschauer Zoos treffen wir die noch lebende 78-jährige Tochter Teresa Zabinska Zawatski und ihren Sohn, die beide auch in Rietberg waren. Wie in dem überaus großartigen Film zu sehen, wurden aufgrund des Mutes des Zoodirektors Jan Zabinski und seiner Frau Antonina, 300 Juden aus dem Warschauer Ghetto gerettet.

Mit Tränen in den Augen und in Anwesenheit, der dort noch viele Jahre lebenden Tochter, spürten wir förmlich das Geschehen. Im Wohnzimmer steht der Flügel, auf dem Antonia spielte, wenn die Nazis im Anmarsch waren – zur Warnung der im Keller eingeschleust lebenden Juden – Kinder, Erwachsene, ganze Familien. Im Keller können wir eine Luke sehen, die durch einen Gang mit dem Gehege der Vögel verbunden ist. Durch diesen Weg kamen damals die Geretteten unter den Futterabfällen in den Keller der Villa. Unfassbar beklemmend und trotzdem dankbar für diese Begegnungen und Gespräche.

Von Warschau aus geht es dann weiter nach Berlin. Nach der Besprechung der Landtagspräsidenten mit dem Präsidenten des Bundestags Wolfgang Schäuble und gemeinsamem Abendessen sind wir noch in der sächsischen Landesvertretung.

Bei einem Turnier des Bundestages sowie der Landtage und des Berliner Abgeordnetenhaus hat unsere Mannschaft aus NRW (FC Landtag NRW) gewonnen, was natürlich noch eine Gratulation erforderlich gemacht hat. Schirmherr dieses schönen Fußballturniers im altehrwürdigen Hanns-Braun-Stadion im Berliner Olympiapark waren übrigens DFB-Präsident Reinhard Grindel und Thomas Oppermann, Vizepräsident des Deutschen Bundestages.  Wir statten den siegreichen Fußballern des FC Landtag einen Besuch ab. Ihr Sieg erfüllt mich mit Stolz. Unser Düsseldorfer Team ist ein motiviertes Team, das gemeinsam durch dick und dünn geht. Und im nächsten Jahr findet das traditionelle Turnier in Düsseldorf statt.

Mittwoch, 3. Oktober:

Ein wunderschöner Tag beginnt mit einem Ökumenischen Festgottesdienst im Berliner Dom. Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit stehen unter dem Motto „Nur mit Euch“. Ein schöner Leitspruch, wie ich finde, der alle Bürgerinnen und Bürger in diesen Zeiten daran erinnern sollte, was wir gemeinsam als ein Volk erreicht haben. Friedlich und freiheitlich zusammenleben ist keine Selbstverständlichkeit, sondern muss tagtäglich neu erarbeitet werden. Dabei kommt uns Politikern die besondere Aufgabe zu, diesen Prozess zu moderieren und in die richtigen Wege leiten. Mit Blick auf die Ereignisse der letzten Wochen und Monate müssen wir uns selbst fragen, ob wir dieser Aufgabe immer gerecht geworden sind. Wie ich finde, gibt es keinen besseren Anlass für diese Selbstreflexion als den Tag der Deutschen Einheit.

Nach der Messe, die übrigens live im Fernsehen übertragen wird, findet der offizielle Festakt in der Berliner Oper statt. Ein schöner und wichtiger Moment, den ich auf keinen Fall missen möchte.

Genauso wichtig ist mir aber der anschließende Besuch von ausgezeichneten und ausgewählten Ehrenamtlern aus dem gesamten Bundesgebiet durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender. Sehr gerne begleite ich „unsere“ Ehrenamtsgruppe aus NRW bei diesem Termin. Unter den 11 aus NRW kommenden Ehrenamtlichen ist auch Ehren-Bezirksbundesmeister Hans Heitjohann aus Verl.

 

Donnerstag, 4. Oktober:

Der Alltag hat mich wieder. Am Morgen komme ich erst mit dem Präsidium des Landtags zusammen. Anschließend tag der Ältestenrat, um die nächsten Plenartage vorzubereiten.

Danach stehen interne Gespräche, die Erledigung des Posteingangs sowie allerlei Unterschriftmappen an. In den Tagen meiner Abwesenheit ist nicht die Arbeit „daheim“ eben nicht weniger geworden, sondern hat sich eher noch aufgetürmt.

Am frühen Nachmittag geht es für mich nach Paderborn-Sennelager zu einem bedeutenden Besuch. Mit militärischen Ehren wird der britische Verteidigungsminister, der korrekterweise auf den Namen „The Right Honourable Gavin Williamsson CBE“ hört, empfangen. Williamson betont die besondere Beziehung zu Nordrhein-Westfalen und speziell zu OWL. „Großbritannien wird die in Deutschland stationierten Einheiten belassen“, sagt der Verteidigungsminister im Gespräch mit mir, Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Michael Dreier und Militärs. Erhalten werden sollen die Standorte Minden, Paderborn-Augustdorf, Mönchengladbach und Dorsten-Wulfen mit einer Basisbesetzung von mehreren Hundert Briten. Am heutigen Freitag unterzeichnet er gemeinsam mit seiner deutschen Kollegin und Verteidungsministerin Ursula von der Leyen eine gemeinsame Erklärung zur deutsch-britischen Verteidigungsgemeinschaft und den Standorten in NRW.

Freitag, 5. Oktober:

An diesem Tag findet eine Fachtagung zum Thema „Haus der Geschichte“ statt. Im Plenarsaal des Landtags tauschen sich 150 Gäste in der Konferenz aus. Die Referenten der bereits bestehenden Häuser in Bonn, Stuttgart und Regensburg zeigen Foto- und Videoeindrücke aus ihren Museen. Für mich als Vorsitzender des Kuratoriums sind diese Eindrücke sehr wertvoll, um das beste Konzept für unser eigenes Museum der NRW-Landesgeschichte zu finden. Ein Kamerateam dokumentiert ganztägig die Fachkonferenz, zudem wird das Ereignis im Internet gestreamt.

Im Anschluss fahre ich erneut nach Schloß Holte-Stukenbrock. Dort spreche ich als Schirmherr des zweitägigen Symposiums „Das Sozialwerk Stukenbrock: ein Flüchtlingslager auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 (VI K) Senne“. Die Geschichte des Sozialwerks ist bisher wenig erforscht. Die Tagung soll dabei helfen, Erkenntnisse insbesondere zur Frühphase des Sozialwerks zusammenzutragen. Stalag 326 Senne ist zwar nicht zu vergleichen mit Ausschwitz, aber auch dieser Ort vermittelt einen Eindruck davon, was passiert, wenn die Freiheit verspielt ist, wenn Willkür herrscht und Krieg. Die Fachkonferenz findet an zwei Tagen statt.

Damit möchte ich Sie in ein erholsames Wochenende entlassen. Machen Sie’s gut und genießen Sie die wohl letzten schönen Sonnentage in diesem Jahr.