Ohne Landwirte kein Brot, kein Fleisch, kein Gemüse ­– André Kuper im Dialog mit Landwirt Thomas Großerüschkamp in Verl-Sende

Unsere heimische Landwirtschaft ist gerade in Situationen wie sie aktuell durch den Ausfall der Kornkammer Europas (Ukraine) gegeben ist, der Garant und Rückgrat unserer Lebensmittelversorgung. Die Bauern sorgen für unsere Grundversorgung, und müssen gleichzeitig mit immer mehr Auflagen und Einschränkungen ihre Betriebe aufrecht erhalten. Ohne Landwirte, keine Nahrungsmittel, kein Brot, kein Fleisch, kein Gemüse. Deshalb möchte ich auf verschiedenartigsten Höfen im Südkreis die Bedürfnisse und Sorgen der Erzeuger im intensiven Dialog erfahren. Zum Auftakt der aktuellen Gespräche habe ich den Traditionshof Großerüschkamp im Verler Ortsteil Sende besucht.

Beim Rundgang durch den modern ausgestatteten Milchviehbetrieb, an dem auch der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh, Andreas Westermeyer teilnahm, wurden die Herausforderungen für Hofinhaber Thomas Großerüschkamp und seine Kollegen schnell klar. Der Landwirt, mit Blick auf die aktuelle Situation, resultierend aus dem Krieg Putins gegen die Ukraine: „Die stark steigenden Kosten durch die Turbulenzen an den Rohstoffmärkten sind eine enorm hohe Belastung. Extrem wachsende Preise für Getreide und Dünger, so es solchen überhaupt noch in ausreichender und bezahlbarer Menge gibt, machen uns das Leben sehr schwer. Denn wir sind per Verordnungen trotzdem gehalten, bestimmte Dinge immer noch umzusetzen. Wir brauchen in unserem Berufsalltag dringend mehr Freiraum und weniger Bürokratie.“

Insbesondere von der EU vorgegebene Auflagen, die eins zu eins umgesetzt werden müssten, könnten nicht der aktuellen Situation gemäß einfach angepasst werden. „Wir brauchen langfristige klare Richtlinien mit genügend zeitlichem Vorlauf, um uns auch wirtschaftlich überlebensfähig auf alles einstellen zu können.“

Andreas Westermeyer machte drastisch deutlich: „Was da gerade in der sogenannten Kornkammer Europas passiert, ist von uns derzeit gar nicht auffangbar. Wir müssten die Versorgungssicherheit für die Menschen selbst herstellen können. Doch das geht nicht kurzfristig. Daran müssen wir gemeinsam mit der Politik jetzt ganz, ganz dringend arbeiten.“ An die bäuerlichen Betriebe werde wieder und wieder in immer kürzeren Abständen herangetragen, was sie umzusetzen hätten.

„Gerade wenn es um Investitionen geht, denken wir natürlich in Zeiträumen von 20 bis 25 Jahren. Wir wollen uns weiterentwickeln, zum Klimaschutz betragen, aber man muss uns auch die Möglichkeit geben, wie wir mitgehen können. Uns brechen gerade, insbesondere in der Schweinehaltung, viele Bauernhöfe weg. Ist so ein Betrieb einmal geschlossen, wird der auch nicht wieder geöffnet.“

Die Situation derzeit ist in der Tat mehr als herausfordernd. Denn es geht natürlich auch darum, faire Preise auf dem Markt halten zu können, solche also, die einen bäuerlichen Betrieb wirtschaftlich führen lassen, aber eben auch für Verbraucher bezahlbar sein müssten. Das Wegbrechen von Lieferungen an Getreide, insbesondere auch für die Fütterung in der Landwirtschaft, führt zu extrem hohen Kosten für Erzeuger, und beinhaltet zudem die Gefahr einer Hungersnot in ärmeren Ländern, wie in Afrika.

Der Krieg in der Ukraine macht uns fassungslos und sprachlos, und er trifft nicht nur uns auch wirtschaftlich. Als Verbraucher sind wir gewohnt, gerade in den Supermärkten immer alles und günstig zu bekommen. Wie aber geht es weiter? Vor allem ist es essentiell, junge Menschen zu gewinnen, die ein Ja zum landwirtschaftlichen Beruf bekennen, aber damit auch die eigene Familie ernähren können.

Das Höfesterben geht noch immer weiter, doch das ist dauerhaft garantiert der falsche Weg. Unsere NRW-Koalition aus CDU und FDP hat sich dieses Thema längst auf ihre Fahnen geschrieben und bereits mehrere Initiativen und konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht. Wir fordern die Europäische Union auf, ihre Agrarpolitik ganz schnell zu überprüfen und so nachzubessern, dass die heimische Landwirtschaft eine kurzfristige Steigerung der Agrarprodukterzeugung umsetzen kann.