Sonderausstellung dokumentiert Novemberrevolution von 1918 in der Region

Vor 100 Jahren, im Herbst 1918, hat das deutsche Volk aufbegehrt gegen das Regime des Kaiserreichs. Sie lehnten sich auf gegen den seit 1914 tobenden Krieg, gegen Armut, Unfreiheit, Unterdrückung und soziale Benachteiligung. Unter dem Druck der Straße dankten die Fürsten ab, an ihre Stelle trat als höchster Souverän das Volk selbst. Es war Deutschlands Aufbruch in die Demokratie. An die Geschehnisse im lippischen Detmold erinnert die Ausstellung „Revolution! Lippe 1918 – Aufbruch in die Demokratie“, die vom Präsidenten des Landtags, André Kuper, jetzt eröffnet wurde.

Noch bis zum 28. April 2019 kann im Lippischen Landesmuseum anschaulich erkundet und erlebt werden, wie die November-Revolution in Lippe und damit in Ostwestfalen abgelaufen ist. „Sie erinnert spannend, ausgewogen und mit viel Verständnis für die damalige Zeit und ihre Akteure an diese bewegenden und bedeutenden Ereignisse der Jahreswende 1918/19“, sagte Kuper in seinem Grußwort. Dabei haben die Organisatoren, der Landesverband Lippe und das Lippische Landesmuseum Detmold, ganz bewusst die Provinz in den Blick genommen. „Es zeigt sich nicht nur, dass die seinerzeit dramatischen Veränderungen tatsächlich das ganze Land erfasst hatten“, so Kuper. „Es wird ebenso deutlich, dass sich in dieser Provinz Besonnenheit und Vernunft durchsetzten.“ Der Präsident nannte stellvertretend den lippischen Demokraten Heinrich Drake oder den ostwestfälischen Carl Severing in Bielefeld.

„Die Sonderausstellung lehrt uns, dass Demokratie und freiheitliche Grundwerte nicht nur einmalig erkämpft, sondern stets aktiv bewahrt und verteidigt werden müssen“, fuhr André Kuper fort. Dass Hetze und „fake news“ tödliche Gefahren für Freiheit und Demokratie bedeuten. „Eine lebendige Demokratie ist existenziell abhängig von starken, voneinander unterscheidbaren Parteien, welche die Gesellschaft aber nicht ideologisch spalten, sondern durch einen klaren demokratischen Grundkonsens über alle Auseinandersetzungen und Probleme hinweg zusammenhalten.“

André Kuper macht zudem auf die Aktion „Die Revolution rollt“ am morgigen Dienstag, 6. November, in Detmold aufmerksam. An 47 Bahnhöfen in ganz Deutschland stellen Schauspieler und Komparsen die Ereignisse im November 1918 nach und geben in dem 15-minütigen Flashmob einen Eindruck davon, wie vor 100 Jahren um die Demokratie gekämpft wurde. Die Bahnhöfe spielten damals eine wichtige Rolle. Denn die Revolutionäre reisten von Bahnhof zu Bahnhof, um den Sturz der alten Machthaber voranzutreiben. Beginn des Flashmobs ist um 15.30 Uhr im Detmolder Bahnhof.

Weitere Termin des Flashmobs: Bielefeld (06. November, 13 Uhr), Dortmund (07. November, 11 Uhr), Essen (07. November, 13 Uhr), Duisburg (07. November, 15.30Uhr), Düsseldorf (08. November, 10.30 Uhr), Köln (08. November, 12.45 Uhr).

 

Außerdem findet am 08. und 09. November im Landtag gemeinsam mit der Historischen Kommission die Tagung „Aufbruch in die Demokratie – 100 Jahre Revolution im Rheinland und in Westfalen“  statt. Experten beleuchten die Ereignisse im Ruhrgebiet mit Essen und Dortmund, in den rheinischen Städten Düsseldorf, Krefeld und Köln mit seinem Oberbürgermeister Konrad Adenauer sowie im Bergischen Land und im Sauerland.

Hintergrund:

Lippe war um 1900 ein typischer Kleinstaat des deutschen Kaiserreiches. In Detmold, der Hauptstadt des kleinen Fürstentums, gab es viele Einrichtungen, die in Städten vergleichbarer Größe nicht zu finden waren. Das Stadtbild war geprägt vom Schloss, dem Sitz des Fürsten, dem Landestheater, dem Landtag und der Fürstlichen Bibliothek. Eng verknüpft mit dem höfischen Leben war auch der Alltag der Menschen. Viele Detmolder arbeiteten am Hof, Geschäftsleute und Handwerker aus ganz Lippe strebten nach dem Status eines Hoflieferanten. Verwaltungsbeamte, Lehrer und Künstler beeinflussten nachhaltig den Alltag in der Residenzstadt. Wie das gesamte Kaiserreich befand sich das Fürstentum Lippe im Übergang, von einem landwirtschaftlich geprägten Land, zum Industriestaat. Einem selbstbewussten Bürgertum stand eine wachsende Arbeiterschaft gegenüber. Im Zuge der Novemberrevolution dankte der letzte lippische Fürst Leopold IV. ab.

 

Revolution! Lippe 1918 – Aufbruch in die Demokratie

bis 28. April 2019

Lippisches Landesmuseum Detmold

Ameide 4, 32756 Detmold

Öffnungszeiten: Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. + So. und Feiertag 11–18 Uhr

Weitere Infos: www.lippisches-landesmuseum.de