16 Dez Letzte Hürde genommen: NRW-Landtag beschließt Investitionsförderung für Stalag 326-Gedenkstätte in Höhe von 25 Millionen Euro
Die letzte Hürde für die Baufinanzierung der Stalag 326-Gedenk- und Dokumentationsstätte in Schloß Holte-Stukenbrock ist genommen. Drei Wochen nach der Zusage des Deutschen Bundestag für eine Bundesförderung haben heute Nachmittag auch die Abgeordneten des Landtags von Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Haushaltsverabschiedung die nötige Kofinanzierung des Landes beschlossen. In einem von allen Fraktionen im Landtag einstimmig beschlossen Änderungsantrag von CDU und SPD zum Haushaltsentwurf 2020 werden bis 2025 knapp 25 Millionen Euro aus Düsseldorf in das Projekt des ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenenlagers fließen.
Der Ausbau soll als Projekt der von André Kuper strategisch geleiteten Lenkungs- und Steuerungsgruppe unter Federführung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe gemeinsam mit dem Förderverein, der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock, des Kreises Gütersloh, eventuell weiterer Kommunen der Region OWL und des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden.
„In den vergangenen Jahren sind partei- und ebenenübergreifend viele Impulse zu einer Weiterentwicklung der Gedenkstätte gegeben worden. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir nach jahrelanger Arbeit und Konzeptionierung jetzt die endgültige Zusage von Land und Bund bekommen haben. Dadurch können wir konkret in die Konkretisierung unserer Planungen und bauliche Umsetzung einsteigen“, erklärt André Kuper. Er war der Initiator eines ebenen- und parteiübergreifenden Lenkungskreises, der es sich in den letzten 3 Jahren zur Aufgabe gemacht hatte, auf dem Gelände des ehemaligen Lagers für sowjetische Kriegsgefangene und späteren Sozialwerks Stukenbrock eine Gedenk- und Dokumentationsstätte zu errichten, der dieses Thema mit gesamtstaatlichem Anspruch abbildet.
In mehr als 10 Sitzungen und Workshops erarbeiteten die Mitglieder des Lenkungskreises, in dem sich Vertreterinnen und Vertreter unter anderen von Land, Bund, Europa, Stadt, Landkreis, Regierungspräsidium, Polizei, Bundeswehr, Volksbund, Bielefelder Initiative und Förderverein engagierten, eine 300-seitige Machbarkeitsstudie. Diese fand sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene versehen mit der wissenschaftlichen Expertise der Gedenkstättenkommission der Bundeskulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters großen Zuspruch.
„Ich danke LWL Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger und den Handelnden des Fördervereins stellvertretend für alle Beteiligten für ihre Arbeit, die sie in dieses Projekt bislang gesteckt haben. Mit diesem Ort ist ein klarer Auftrag an uns alle verbunden. Der Auftrag lautet, die Erinnerung an die Folgen und Opfer von Diktatur, Krieg und Terror und das damit für die Menschen verbundene Leid für die Zukunft zu bewahren. Damit ist verbunden, die Verbrechen der Nationalsozialisten weiter aufzuarbeiten, klar zu benennen und damit nicht zuletzt an die heutigen und an die nach uns folgenden Generationen einen unüberhörbaren Appell der Menschlichkeit und für die Demokratie als beste Staatsform zu richten“, erklärt André Kuper. „Wir brauchen ein starkes digitales Konzept, damit Familien Interesse an einem Besuch haben. In der Schule kann zum Beispiel mit Hilfe von digitaler Technik der Besuch vor- und nachbereitet werden.“
Nachdem sowohl der Bund als auch das Land Nordrhein-Westfalen eine Förderung von insgesamt 50 Millionen beschlossen haben, wird im nächsten Schritt die Frage der Trägerschaft geklärt. Sein Vorschlag sei eine Stiftung, in der sich Stadt, Kreis, die Region, der Landschaftsverband Westfalen sowie das Land NRW beteiligen, erläutert André Kuper.
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Im ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock erinnern auf dem heutigen Gelände der Landespolizeischule (LAFP – Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW) die Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne sowie der in der Nähe gelegene Ehrenfriedhof der Kriegstoten an die unmenschliche Behandlung von Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkriegs. In dem Lager wurden zwischen Sommer 1941 und Frühjahr 1945 über 300.000 sowjetische Kriegsgefangene, aber auch Kriegsgefangene mit anderer Nationalität untergebracht. Bis zu 65.000 Menschen starben in dem Lager. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Standort von 1946 bis 1972 dem „Sozialwerk Stukenbrock“. Unter der Leitung und Aufsicht des Sozialministeriums und mit Unterstützung der westfälischen Wohlfahrtsverbände wurden etwa 220.000 Vertriebene und Flüchtlinge, darunter rund 72.000 der 90.000 elternlosen Kinder, im Sozialwerk untergebracht und versorgt.